Muskelverletzungen

Ausdauer, Schnellkraft, Gelenkigkeit und Flexibilität - die Grundpfeiler sportlichen Leistungsvermögens. Sie alle samt resultieren aus dem Aufbau und Training unserer Muskulatur. Doch manchmal können unsere Muskeln der Belastung einfach nicht mehr standhalten.

Meist werden Verletzungen der Muskulatur durch unzulängliches Aufwärmen verursacht. Aber auch ein Ungleichgewicht zwischen Agonist (dem handelnden Muskel) und Antagonist (dem entgegengesetzt wirkenden Muskel), also das unausgewogene Leistungsverhältnis der einander entgegenwirkenden Muskeln, oder Verkürzungen sowie überanstrengte Muskeln können Grund für eine Verletzung bieten.

Letztendlich können Muskeln auch dann in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn eine andere bereits vorliegende Verletzung den Verletzten zu Ausweichbewegungen veranlasst, mit welchen er die von dieser Verletzung ausgehenden Schmerzen zu kompensieren versucht. Häufiger Auslöser solchen Verhaltens ist beispielsweise der Hüftbeugermuskel (M. iliopsoas). Er hat seinen Ursprung an der Lendenwirbelsäule und setzt am Oberschenkelknochen an. Er beugt die Hüfte und richtet den Oberkörper aus der Rückenlage auf. Da der Hüftbeuger bei Verkürzung die Beweglichkeit in der Lendenwirbelsäule sowie der Kreuz- und Darmbeingelenke einschränkt, können von ihm starke Rückenschmerzen ausgehen. Eine einseitige Verspannung dieses Muskels kann sogar zur vollständigen Blockierung der Lendenwirbelsäule führen. Ebenso können durch seine Verkürzung Verletzungen im hinteren Oberschenkel auftreten, da durch diesen Bereich die neurale Versorgung der Beinmuskulatur verläuft.

Bei Muskelverletzungen wird zwischen intra- und intermuskulären Blutungen unterschieden sowie zwischen Muskelfaserrissen ersten Grades oder zweiten Grades und Muskelabrissen.

Intramuskuläre Blutungen:
Blutungen innerhalb der geschlossenen Muskelfaszie eines Muskels werden als intramuskuläre Blutungen bezeichnet. Durch sie steigt der intramuskuläre Druck an, was zur Folge hat, dass die Einblutung gestoppt wird. Als Folge intramuskulärer Blutungen treten Schmerzen sowie eine eingeschränkte Beweglichkeit des verletzten Bereichs innerhalb der nächsten Tage in Erscheinung.

Intermuskuläre Blutungen:
Wird das Muskelbindegewebe verletzt, so entstehen Blutungen, die sich in das Muskelzwischengewebe ergießen. Sie werden als intermuskuläre Blutungen bezeichnet. Als Folge solcher Verletzungen treten Schwellungen und Blutergüsse unterhalb der Verletzung auf, da das Gewicht des Blutes es nach unten rinnen lässt.

Muskelfaserriss ersten Grades:
Bei einem Muskelfaserriss zerreißen Gefäße, wodurch Blutergüsse im umliegenden und meist dehnfähigen Gewebe, gegebenenfalls auch in die Zwischenräume der Gelenke und der Muskulatur, eindringen. Muskelfaserrisse ersten Grades sind das, was man unter einer leichten Zerrung versteht. Sie werden durch eine Überdehnung des Muskels verursacht, bei welcher bis zu fünf Prozent seiner Muskelfasern reißen. Bei diesem Grad der Verletzung werden die Beweglichkeit und die Kraft des Muskels nur unwesentlich eingeschränkt, jedoch treten Schmerzen auf, sobald der Muskel aktiv bewegt oder passiv gedehnt wird. Die Schmerzen können krampfartig auftreten und rapide ansteigen. Am häufigsten wird die hintere Oberschenkelmuskulatur (M. ischiocrurales) durch Muskelfaserrisse verletzt. Sie beugt im Knie, streckt die Hüfte und unterstützt den großen Gesäßmuskel (M. glutaeus maximus).

Muskelfaserriss zweiten Grades:
Muskelfaserrisse zweiten Grades sind stärkere Zerrungen, bei welchen mehr als fünf Prozent der Muskelfasern gerissenen sind. Unmittelbares Indiz für eine solche Verletzung ist eine sichtbare und tastbare Vertiefung im Muskel, welche an der gerissenen Stelle in Erscheinung tritt. Aufgrund des Ausmaßes der Verletzung entstehen weitaus größere Schmerzen, welche die Beweglichkeit und die Kraft des Muskels gravierend einschränken. Ebenfalls ist die Kontraktionsfähigkeit im Verletzungsbereich stark beeinträchtigt, wodurch der aktive Bewegungsablauf eingeschränkt wird.

Muskelabriss:
Der dritte Grad eines Muskelrisses wird als Muskelabriss bezeichnet. Er liegt vor, wenn der Muskelzusammenhang komplett unterbrochen ist. Als Symptom dieser Verletzung tritt ein stechend scharfer Schmerz auf, der sich beim Versuch der Anspannung des betroffenen Muskels mit gleicher Intensität wiederholt. Die vollständige Trennung des Muskels wird nicht nur tastbar, sondern kann bewirken, dass sich der Muskel zur Sehne hin zusammenzieht, wodurch er dort als Verdickung sichtbar wird.

(Quelle: Robert F. Glener)



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